LACS DE FENÊTRE IM VAL FERRET
Wandern wo Wolf wohnt. Im Walliser Val Ferret wartet Naturschutzgeschichte – aber kein Geheul, trotz Gedöns.
Gleich drei Seen stehen für die Nacht zur Auswahl, zuhinterst im schönen Val Ferret im Unterwallis: Die Lacs de fenêtre. Keiner trägt einen eigenen Namen. Mit «Fenster» ist der Übergang ins italienische Aosta-Tal gemeint. Welch poetische und erfrischend tröstliche Bezeichnung für einen Grenzpass – besonders in Zeiten von Krieg und nationalistischer Aufrüstung.
GEMÜTLICH
Die Tour lässt sich gut in einem Tag machen. Aber wieso eine Tour in einem Tag machen, wenn man schön und fair zelten kann? Voilà. Die Route ist rasch erzählt: Von La Fouly verläuft die Wanderung teils entlang der (wenig befahrenen) Strasse, teils auf Schotterwegen bis nach Ferret und weiter via Les Ars Dessous (Beizli) und Les Ars Dessus auf einer Alperschliessungsstrasse leicht steigend. Bis Les Ars Dessus verläuft der Weg innerhalb des Jagdbanngebiets Val Ferret/Combe de l’A, das die in Fliessrichtung rechte Talseite vom Bach, über die Gipfel bis zur Passtrasse im Nachbartal Val d’Entremont eindeckt. Kein Zelten dort!
SCHAFEN GLEICH
Die letzten rund 500 Höhenmeter bis zum ersten der drei Seen steigen dann anständig, sind aber gut gehbar. Am zweiten Tag stehen nur mehr rund 200 Höhenmeter Anstieg von den Seen bis zum Fenster auf rund 2695 m ü. M. und 600 Höhenmeter Abstieg auf der italienischen Fensterseite auf dem Plan. Bei der Passtrasse des Grossen Sankt Bernhards steigt der Weg dann die Strasse zwei Mal querend wieder etwas an. Alles sehr leicht zu finden: Schafen gleich einfach immer den Tagestouristen folgen.
WO, WO WOLF?
Gleich mehrere gute Schlafplätze finden sich bereits am ersten See. Sodass wir gar nicht erst zu See Nr. 2 und 3 weiterliefen, wo es weitere feine und faire Plätze hätte, wie wir auf unseren Streifzügen entdeckten. Apropos «Streifzüge»: Das Val Ferret ist ja naturschutzhistorisch von Bedeutung. Die Rückwanderung des Wolfes in die Schweiz startete dort. Das war im Jahr 1995. Die «Bestie vom Val Ferret» nannten ihn einheimische Schafhalter und entrüstete, auf Stimmen schielende Politiker.
DRÖGES «BESTIE»-GEDÖNS
Trotz enormem politischem Druck und «Bestien-Gedöns» schaffte es das in der Schweiz einst ausgerottete, einheimische Wildtier wieder zurück. Knapp 30 Jahre später besiedelt es seinen alten Lebensraum wieder. Gemäss der Koordinationsstelle Raubtierökologie und Wildtiermanagement KORA leben in der Schweiz rund 150 Wölfe in 16 – teils grenzüberschreitenden – Rudeln (Stand 2021). Eines der Rudel streift im Val d’Entremont gleich ennet der Krete umher.
Wir merkten nichts. Kein Geheul trotz Gedöns.
PRAKTISCHES
An- und Rückreise: Bis nach La Fouly verkehrt der öffentliche Verkehr (ab Martigny mit Zug via Sembrancher nach Orsières, von dort mit dem Postauto). Vom Grand St. Bernard gelangt man mit dem Postauto wieder nach Orsières, von wo es mit dem Zug talauswärts nach Martigny geht. Fahrpläne: www.sbb.ch
Tag 1: ca. 3.5 Std. Aufstieg, La Fouly – Lacs de fenêtre
Tag 2: ca. 1 Std. gesamthaft Aufstieg und ca. 1 Std. Abstieg; Lacs de fenêtre – Grand St. Bernard
Schwierigkeitsgrad: T3
KARTENAUSSCHNITT:
MEHR ZUM WOLF:
Hochinteressant ist die Geschichte dieser Rückkehr. Sie lässt sich minutiös im Webdossier von Pro Natura nachvollziehen: www.pronatura.ch/de/wolf.
Weitere Informationen zum Wolf, dessen Biologie und Verbreitung bietet die KORA: https://kora.ch/arten/wolf/portrait
Gruppe Wolf Schweiz: https://www.gruppe-wolf.ch