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John Muir Trail | JMT: Pro Gallery

JOHN MUIR TRAIL

TAG 1: Lyell Canyon

Mit dem Shuttle Bus aus dem Yosemite Valley zur Tuolumne Meadows. Erst von dort erlaubte mir das Hiking Permit den Losmarsch. Eddie Vedder sang schon von Tuolumne. Ein gutes Omen.


Dann hinein in den weiten Lyell Canyon und schon der erste Stauner: Wenige Hundert Meter neben der Strasse laufe ich bereits durch eine Landschaft, die Masstäbe an Schönheit setzt. Eine Duftmarke dessen, was noch folgen sollte auf dem aussergewöhnlichen Trail. 


TAG 2: Garnet Lake

Die Nacht im Dreier-Zeltlager mit Stone (Kevin) und Snow (Damen) verbracht. Die heissen wirklich so. Wunderbare Gesellschaft! Am nächsten Tag losgelaufen währenddem Damen noch kurz pinkeln wollte. Und sie waren verschwunden.


Die Ansel Adams Wilderness nach dem Donohue Pass: Ein nächstes landschaftliches Highlight. Kevin (nicht Stone, ein anderer), Ken und Tom begegnet.

TAG 3: Devil’s Postpiles / Reds Meadow

Morning Glory am spiegelglatten Garnet Lake. «Take care of your feet», meinte der Entgegenkommende, der seit drei Wochen von Süden her wandert. Blasen noch und noch hatte er. Ich nahm mir den Rat zu Füssen.


Bei Reds Meadow wartet kurz wieder Zivilisation. Nektarine, Hamburger, Zeltplatz mit ring of fire – und ein geheimer Trog mit Thermalwasser. 

TAG 4: Purple Lake

Eher gemütlich, der Hike hoch durch brandversehrten Wald. Am nächsten Morgen ein Bärentatzen-Abdruck im Sand zwischen verstecktem Bärenkanister und meinem Zelt. Vermutlich. Vielleicht. Wer weiss das schon so genau. Wer will das schon so genau wissen. Wenn ein Bär des nachts herumgetigert wäre und nicht zu meinem Zelt kam, dann hätte ich Bear-safety-mässig ja vieles richtig gemacht. 

TAG 5: Squaw Lake

Es zieht sich durch jeden Wandertag: Mindestens ein halbes Dutzend Plätzchen, an denen ich eigentlich bleiben und mein Zelt stellen möchte. Zum Beispiel am Virgina Lake. Grandiose Szenerie mit grünen Matten, See, blauem Himmel, grauen Felsen. 


Später dann der Blick ins Cascade Valley: das nächste Hochgefühl. Vorbei am redeschwalligen, bedrogten alten Ex-Heidelberger hoch zum Squaw Lake. Mit Tränen der Rührung der untergehenden Sonne entgegen geschaut. Die zwei Spätankömmlinge beim See stellten sich später als die verloren geglaubten Trailmates Stone und Snow heraus. Wahnsinnig freudiges Wiedersehen. 

TAG 6: Bear Creek

Stone und Snow liefen früh los. Sie mussten einen Abstecher zum Vermillion Valley Resort machen, um ihr erstes Nachfüll-Pack an Essen abzuholen. Ich plante mit der Muir Trail Ranch und der Poststelle in Independence. Wir verabredeten uns am Nachmittag an einer Wegkreuzung. Danach suchten wir uns zu Dritt ein Nachtlager am Bear Creek. Eileen gesellte sich auch noch dazu. Campfire und zwanglose Gesellschaft.


Am Morgen werde ich mich von allen verabschieden und sie ziehen lassen. Ich habe Zeit, viel Zeit und will geniessen. Viel geniessen. 

TAG 7: Sallie Keyes Lakes

Vorbei an den wie Sträflinge arbeiteten Wegarbeitern des National Parks. Die Karte brauche ich auf dem gesamten mehr als 300 Kilometern nur, um die verbleibenden Distanzen abzuschätzen und mögliche Nachtlager zu finden. Den Weg selber zu finden ist kinderleicht. Dank diesen freiwilligen Heinzelmännern und –frauen. Die an der sengenden Hitze für uns Pläuschler krüppeln. 

TAG 8: Evolution Meadows

Abstieg zur Muir Trail Ranch. Dorthin schickte ich vor rund zwei Wochen meinen Plastikkübel mit Essens-Nachschub.


Eine schöne Szenerie: Hier machen fast alle Hikers Halt und fassen ihr neues Essen. Ennet dem Fluss gibt’s in den Matten versteckte Thermalwasser-Pfützen. Ich liess es mir eine gute Weile lang gut gehen. Am Nachmittag dann wieder hoch, ins Evolution Valley. 

TAG 9: Sapphire Lake

Ein paar Stressers kamen gestern Abend auch noch an mein Feuer. Sie laufen den Trail in zehn Tagen. Viel Spass euch. Ich bin froh, muss ich auf keinen Flug hetzen. Ich verlangsame mein Tempo noch einmal. Und werde von einem Maultrier-Reiter überholt. Ich will möglichst lange auf dem Trail sein.


Vorbei am Evolution Lake endet mein Tagwerk am ebenso prächtigen Sapphire Lake. Angekommen um 13 Uhr lege ich dort einen halben Ruhetag ein. Waschtag. Zufällig ist Meilenhalbzeit. Die drei aus Los Angeles laufen weiter. 

TAG 10: Le Conte Canyon

Vorbei an tiefblauen, namenlosen Seen in der mondähnlichen Geröllwüste im Aufstieg zum Muir-Pass auf rund 3400 m.ü.M. Dann hinunter ins prachtvolle Le Conte Tal. Unten bei der Kreuzung zum Matherpass genächtigt mit den drei bärtigen Brad, Tim und Nate. Ukulelen-Nate. Tim erzählte mir von einem Zion-Nationalpark-Tanssect-Hike. Den nahm ich mir für später vor. 

TAG 11: Below Upper Basin

Der «retired Marine» Bruce aus Anchorage erzählte mir auf dem Weg zum Matherpass worauf es bei einer mehrmonatigen U-Boot-Erkundungstour ankommt, um die Psyche der Gruppe hochzuhalten: Immer genügend Kaffee. Das deckt sich mit meiner Weitwanderer-Erfahrung. Und Gummibärli.


Der Matherpass wird zum Matherpasshole. Ein richtig mühsamer Geröll-Aufstieg wieder auf über 3400 m.ü.M. Dafür auf der anderen Seite des Passes ein wahnsinnig schöner Schlafplatz mit Talsicht. 

TAG 12: Woods Creek

Auf dem Pinchot-Pass treffe ich den Ranger Matt. Good Talk. Er schwärmt vom Dollar und den Rae Lakes.


Unterwegs treffe ich die drei bärtigen Freunde wieder. Bei ihnen nächtige ich. Dollar und Rae Lakes können warten. 

TAG 13: Rae Lakes

Vorbei am Fin Dome, dem Stockhorn der Sierra Nevada, vorbei auch am tatsächlich zum Nachtlager ladenden Dollar Lake steuere ich die Rae Lakes an. Auf einer Halbinsel am Mittleren der Seen finde ich wieder einen herrlichen Spot. Nacktbad am Privatcliff. Schreiben, fotografieren und mich freuen. Es läuft perfekt: Kondition gut, Körper gesund, Geist in der Waage, Bewusstsein im Präsens. 

TAG 14: Independence

Heute laufe ich «hinaus»: Über den Glen- und den Kearsage-Pass verlasse ich den JMT, um mein Essenspaket in Independence zu fassen. Ich cruise richtiggehend am Bullfrog Lake vorbei.


In Independence muss ich eine Nacht bleiben, da Labour Day ist und die Post erst am nächsten Tag öffnet. Sehr ungern bin ich fernab des Trails. Ich will sobald als möglich in diese Stimmung zurück. Ich nehme mir ein Bett, kaufe am nächsten Tag im Übermut ein paar schöne Magnete im «Garage Sale» und stelle mich an die Strasse, um per Autostopp wieder auf den Trail am Kearsage-Pass zu gelangen.


Jeanne nimmt mich mit, obwohl meine Route nicht auf ihrem Weg liegt. 

TAG 15: Upper Vidette Meadow

Ich rausche über den Kehrsage-Pass zurück auf den Weg und suche mir einen Platz unterhalb der 10'000-ft-Grenze, unter dem man im Kings Canyon Nationalpark Feuer machen darf. Am Bubbs Creek lasse ich mich nieder. Typisches Bärengebiet.

TAG 16: Wright Creek

Heute ist früh Tagwache: 5.15 Uhr. Ich mache ein Feuer, weil es mir im Forst am Bächlein unheimlich ist. Es wartet der 4000er-Pass (Forester). Mitten im Wald, mausbeinallein erhasche ich die Reflexion eines Augenpaares im Lichtstrahl meiner Stirnlampe als ich genüsslich an einem schlappen Toastbrot nuckelte. Das Augenpaar beobachtete mich aus rund zehn Metern. Es stellte sich auf und senkte sich wieder. Bärenalarm! Essen weg von mir! Stöcke her! Gross machen! Reden! Mich als Mensch zu erkennen geben. Was man halt so lernt und liest. All das tue ich.


Der Bär macht keine Anstalten abzudrehen. Meine hervorragende Menschendarstelllung wirkt nicht! Das Unbehagen wächst. In der einsetzenden Morgendämmerung erkenne ich kurze Zeit später: Das Augenpaar gehört einem Deer. Mir reichts trotzdem. Abmarsch! Und immer schön reden dabei.


Ennet dem Forester Pass treffe ich Foley und Hannah, das Paar. Schöne Gesellschaft, aber ich will eine der letzten Nächte auf dem Trail alleine verbringen. Beardeers hin oder her. Das «Gedränge» auf dem Trail nimmt zu je näher der Mt. Whitney rückt. 

TAG 17: Guitar Lake

Das Basecamp für den krönenden Abschluss. Morgen steige ich auf den Mt. Whitney und dann hinunter zur Whitney Portal. The End. Wehmut macht sich breit. Ich könnte ewig weiterwandern, bin voll im Flow und süchtig nach dieser üppig-schönen High Sierra. 

TAG 18: Whitney Portal

Um 4 Uhr los durch den werdenden Morgen, getragen von viel Sentimentalität flog ich dem Mt. Whitney entgegen. Im tranceähnlichen Zustand bewegte ich mich auf den Gipfel zu. Im Abstieg dann, rund 2000 Höhenmeter bis Whitney Portal, begegneten mir viele schlecht gelaunte und schlecht gerüstete Dayhikers, die den Mt. Whitney mit Crocs und Jeans erklimmen wollen. 

Ende: Hier genehmigte ich mir ein Bierchen mit Bobby, Randy und Don. Dann noch eins mit Janine, Tom und Kevin, bei meinem Zelt liess ich die vergangenen Wochen mit einem weiteren Bierchen Revue passieren bevor mich die Nachbarn Ken und Garry auf ein «Gläschen» Wein einluden. Sauber überladen.

Aber auch sauber beladen von immens vielen Eindrücken. High Sierra, du hast Spuren hinterlassen. Wirklich, wirklich.

John Muir Trail | JMT: Text

FAKTEN

  • Ausgangspunkt: z.B. Tuolumne Meadows an der Tioga Rd zum Yosemite Valley 

  • Endpunkt: Whitney Portal am Fuss des Mt. Whitney

  • Dauer: 18 Tage

  • Distanz: ca. 320 km

  • Höhenmeter: ca. 24’000

  • Höhe: zwischen rund 2500 und 4421 m.ü.M., höchster Punkt: Mt. Whitney

  • Schwierigkeitsgrad: leicht

  • Kondition: schwer

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